Zu den ersten Herausforderungen des Jahres 2018 gehört für alle Gewerbetreibenden die Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Diese Aufgabe ist mit Unsicherheiten und Ängsten vor hohem Aufwand und horrenden Bußgeldern verbunden. Für die kommerzielle Verwertung von Daten und die Digitalisierung in Deutschland allgemein ist diese Datenschutzreform jedoch ein Segen.

Während der 2000er-Jahre war ich im eCommerce tätig und handelte mit Fachbüchern, die ich bei Bibliotheks- und Sammlungsauflösungen an- und über eBay, den Amazon-Marketplace und andere Plattformen verkaufte. Während wir heute ganz selbstverständlich allerlei Waren online kaufen und uns dabei auf Bewertungssysteme, Social Proof und den gesetzlichen Verbraucherschutz verlassen, war das Vertrauen der Kunden in einen fremden, unsichtbaren Vertragspartner damals eher gering.

Mit dem Fernabsatzgesetz wurde den Käufern jedoch ein 14-tägiges Widerrufsrecht eingeräumt, wodurch sie die Ware ohne jede Angabe von Gründen in dieser Frist zurückgeben konnten. Das laute Klagen der Kollegen über diese neue Maßnahme zum Verbraucherschutz klingelt mir bis heute in den Ohren. Viele Online-Händler empfanden die damit verbundenen Informationspflichten und das Retouren-Management als unzumutbare Belastung, die ihnen lediglich das Leben schwer machte.

Regulierung nutzt Verbrauchern und Unternehmern gleichermaßen

Tatsächlich aber profitierte der Online-Handel davon, dass die Kunden nicht mehr die sprichwörtliche Katze im Sack kaufen mussten. Die Hemmschwelle, im Internet einzukaufen, sank. Zudem hatten Händler, die ihre Waren sorgfältig beschrieben und abbildeten, auch nur überschaubare Zahlen an Rücksendungen abzuwickeln. Und manche Produkte wie Bekleidung und Schuhe wären ohne das Recht auf Rücksendung überhaupt nicht online verkäuflich.

Analog dazu halte ich die aktuelle Datenschutzreform für ebenso geeignet, das Vertrauen in die kommerzielle Nutzung von Kundendaten zu verbessern. Die Umsetzung der DSGVO ist für ein Unternehmen zweifellos mit einigem Aufwand verbunden, wird ihm à la longue aber nutzen, wenn es die Chancen der Digitalisierung ergreifen möchte. Vertrauen ist unbedingt notwendig, damit die Digitalisierung aller möglichen Arbeits- und Lebensbereiche an Fahrt aufnehmen kann. Denn den Treibstoff dafür, nämlich unsere Daten, die wir kontinuierlich generieren, werden wir nur dann liefern, wenn wir uns auf ein solides Maß an Datenschutz verlassen können. Dafür brauchen wir eine staatliche Regulierung, besonders wenn sich Konzerne und Branchenverbände dagegen wehren.

Mehr zur DSGVO bei Dr. Schwenke

Der Berliner Rechtsanwalt Thomas Schwenke hat eine Infografik erstellt und gibt auf seiner Website weitere praktische Hilfestellungen und unaufgeregte Einschätzungen zum Thema DSGVO und ePrivacy.

Infografik DSGVO Umsetzung Dr. Schwenke / Lizenz cc-by-nd


Infografik: Dr. Thomas Schwenke / Lizenz CC-BY-ND