Kennen Sie auch den „Ich bringe Sie bei Google auf Platz 1”-Experten? Ich hatte neulich das Vergnügen. Nun ja, genau genommen war er kein Webdesigner oder SEO-Experte, sondern Vertriebler einer großen westdeutschen Tageszeitung (sic!), die auch einen Online-Service für Unternehmen anbietet. Er suchte einen meiner Kunden auf, als ich gerade zu einer Besprechung dort war. Dass er seine steilen (und bisweilen unlauteren) Thesen in meiner Gegenwart aufstellte, lag entweder daran, dass ich ihm ein wenig missverständlich als „IT-Berater” vorgestellt wurde oder (schlimmer) daran, dass er selbst glaubte, was er behauptete.

Sein Angebotspaket an sich war gar nicht mal so skandalös, ein Abo-Modell mit Imagefilm und regelmäßiger Überarbeitungsgarantie inklusive. So etwas kann für kleine und mittelständische Unternehmer attraktiv sein. Sofern sie lieber mit einem Callcenter sprechen als mit mir. Mein Kunde hörte sich die Einzelheiten des Angebotes in Ruhe an, bevor er den Vertriebler wissen ließ, dass er mit seiner vorhandenen Website zufrieden sei.

SEO: Platz 1, aber für welchen Suchbegriff?

Nach den Gesetzen der Kalt-Akquise ist dieser Zeitpunkt offenbar für Lügen, Utopien und Superlativen reserviert. Denn nun behauptete der Vertreter, ohne sich um den Widerspruch zu sorgen, dass a) das Internet nur noch über das Online-Portal seiner Zeitung durchsucht würde, jedenfalls hier im Westen, und b) er meinen Kunden bei Google auf Platz 1 bringen würde.
Während ich a) bereits wieder vergessen hatte, brauchte ich doch eine Minute yogischer Atemtechnik, um meine Contenance zu wahren und ihn bezüglich b) zu fragen: „Und warum müssen sie angesichts solch magischer Fähigkeiten von Tür zu Tür ziehen, um Webdienstleistungen bei Handwerkern und Einzelhändlern feilzubieten, anstatt mit Kim Dotcom Austern zu schlürfen?”

Er kannte keinen Kim Dotcom. Und er wusste auch nicht, was ein Mampelschlunz ist. Den musste ich nämlich erfinden, um zu illustrieren, dass er doch bitte die entsprechenden Keywords nennen möge, für die er meinen Klienten in den Suchergebnis-Himmel katapultieren will. Im hart umkämpften Markt der Unterhaltungselektronik sei das nämlich schwierig. Da hat er mir fairerweise zugestimmt.
Falls übrigens jemand Mampelschlunze verkaufen möchte … Ich bringe Sie bei Google auf Platz 1!


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